Tuesday 6 October 2009

Dollhouse - A Bridge Too Far.

Dollhouse: 2x02 Instinct.
“It’s not a toy, Ballard, leave the tech to the grown-ups.” –Topher
Letzte Folge haben wir einen Topher gesehen, der Clair erklärte, sie erschaffen zu haben, um seine eigenen Fehler auszugleichen, um eine Katastrophe zu verhindern. Nun befindet sich der Zuseher in der merkwürdigen Situation, zwei Dinge zu wissen: erstens, dass Claire in einem Auto davongefahren ist (wir sehen hier sogar, dass jemand anderer die medizinische Versorgung im Dollhouse übernommen hat, aber Whiskeys Absenz wird nicht angesprochen), zweitens, dass die Katastrophe unabwendbar ist, schließlich wissen wir bereits von ihr, wir haben die Zukunft bereits gesehen, wenn auch durch die unverlässlichen Augen der Erinnerungen anderer Menschen.
So weit zur Ausgangssituation. Nun ist „Instinct“ eine ungewöhnliche Folge, vor allem, wenn man in Betracht zieht, wie unbeliebt die Engagement-centric Folgen beim breiten Publikum sind. Das gute am Dollhouse-Team ist offensichtlich, dass es ihnen egal ist, wenn sie eine kleine Show für wenige Menschen bleiben, die sich dafür auf das Abenteuer einlassen und nicht jedes Mal wertvolle Energie darauf verschwenden, Eliza Dushkus Fähigkeiten anzuzweifeln. Denn eines ist klar: die Funktion, die Echo jetzt für die Handlung erfüllen muss, beherrscht Dushku glänzend. Echo hat nicht den Luxus einer kohärenten Persönlichkeit, mit der sie sich auseinander setzen kann, und sie hat sich dafür entschieden, den anderen Dolls zu helfen, das heißt, ihre eigenen Ziele gehen über die Selbsterhaltung und über die Erlangung einer Identität hinaus (Claire hingegen, wie wir am Ende der letzten Folge gesehen haben, will nicht „sterben“, auch wenn der Körper nur geborgt ist, sie erträgt es im Dollhouse nicht mehr und verweigert, die Funktion zu erfüllen, die Topher ihr zugedacht hat).
In „Instinct“ verbringen wir die Hälfte der Folge mit dem Set-Up einer Situation. Topher, ohne checks and balances, ist wieder ganz der Alte, der sich ständig selbstüberschätzt, seine Grenzen nicht sieht, und erst merkt, was seine Blindheit bewirkt, wenn er die Kontrolle schon längst verloren hat. Wo Claire ihn letztes Mal noch gewissermaßen vom Thron gestoßen hat, als er meinte, er hätte einen „Menschen erschaffen“ („don’t flatter yourself“), spielt er jetzt schon mit dem großen Ganzen: er messt nicht nur mit Echos mind, sondern kann ihren Körper verändern. In diesem Fall macht er sie zur Mutter: inklusive breast feeding, für einen Klienten, der seine Frau während der Geburt verloren hat und jetzt jemanden braucht, der seinen Sohn in den ersten prägenden Monaten seines Lebens liebt, weil er es nicht mehr kann („everyone is broken“).
“Arguably, one could program the brain to fight cancer, or be telekinetic, or not to have that gag reflex when you eat sea urchin, whatever. The possibilities are pretty much endless, is what I’m saying. I don’t wanna use the word genius, but I’d be OK if you wanted to.”
Dabei ist „Instinct“ wieder ein bisschen ein Kammerspiel, weil Echo mit dem Kind alleine zu Hause sitzt und dabei zusieht, wie ihr ihr „Ehemann“ immer fremder wird, bis sie davon überzeugt ist, dass er der impersonator ist, der sie und das Kind töten will. Das ist die absurde Situation, die das Dollhouse schafft: Echo als Active spielt keine Rolle, sie IST die Person – wohingegen der Client ständig vorgeben muss, jemand zu sein, der er gar nicht ist. Aus Echos Perspektive ist die Geschichte, die sich hier abspielt, eine ganz andere als für den Client, Paul oder den Zuseher. Das Dollhouse verwandelt seine Klienten in Schauspieler, nicht die Actives (und die Klienten performen manchmal nicht gut genug, um die Story am laufen zu halten – und in diesem Fall versagt noch das „safe word“, der Anruf, der das Engagement abbricht). Noch genialer, dass Echo nicht alleine in dieser Situation ist, sondern das Dollhouse noch eine passende beste Freundin dazu programmiert hat (Sierra leider wieder under-used), um alles noch weiter zu verwischen.
Diese Idee, dass Dolls überall sind, und wirklicher sind als die non-Actives um sie herum, trägt irgendwie auch in die Szene mit Daniel Perrin (Alexis Denisof), der Senator, den jemand auf das Dollhouse angesetzt hat. Seit der „Enttarnung“ von Mellie muss jede neue Person erstmal mit dem Gedanken im Hinterkopf betrachtet werden, dass sie unter Umständen nicht „echt“ ist – und vielleicht ist Perrins Ehefrau die Absicherung für das Washingtoner Dollhouse, das in der ersten Staffel bereits erwähnt wurde. (Kudos übrigens für den insider – Perrin nennt Rossum den „big bad“). Perrin ist auch der erste, der innerhalb der Serie ausspricht, was das Dollhouse hinter dem schönen Schein betreibt (und damit Paul ersetzt, der korrumpiert wurde): „Prostitution, human trafficking, maybe murder.“
Aber zurück zum dominanten Handlungsstrang: „Instinct“ wird vom Ehedrama (Echo, misstrauisch, bricht die abgeschlossene Tür auf, findet die Fotos der „anderen“ echten Ehefrau, flieht zur Polizei, aber Paul ist schneller) im letzten Drittel plötzlich zu einem Horrorfilm, der alle Konventionen des Genres nützt. Nachdem noch die letzte Sicherheit weggebrochen ist, nämlich dass die Männer in Polizeiuniform am Ende alles richten werden, bringt Paul Echo zurück in das Dollhouse. Aber die biologischen Realitäten, die Topher geschaffen hat, lassen sich nicht durch einen einfachen mind-wipe beseitigen, Echo überwältigt Topher, und versucht alles, um ihr Kind zurückzubekommen (dabei ist „Instinct“ eine Spiegelung der letzten Folge, denn jetzt ist Echo nicht von einer Vielzahl an Identitäten überwältigt, sondern von einem einzigen Instinkt getrieben, den sie selbst gar nicht versteht – besonders spannend dabei der Moment, in dem sie im Auto sitzt und nicht fahren kann, weil alle basic skills fehlen). Damit wirft „Instinct“, bis jetzt eine recht konventionelle Folge in „engagement of the day“- Form, die letzte Sicherheit um, die der Zuseher noch hatte: mit dem „would you like a treatment now“-Spruch ist der Spuk nicht mehr vorbei, und die Geister, die Topher rief, wird er nicht mehr los (Erinnerung an die Zukunft: „They were children playing with matches. And they burned the house down“ - und Echo war immer schon mehr resourceful als Paul, was sie hier mehrmals beweist). Topher, immer noch nicht angekommen, meint dazu bloß: „I outplayed myself. It’s like in chess“.
Das Set-Up, das „Scream“ of all things zitiert (Gewitter, potentielles Opfer sieht aus dem Balkonfenster, sieht potentiellen Täter kurz, der verschwinden, dann läutet das Telefon), kulminiert in einem Finale, das sich gewaschen hat. In „Instinct“ geht es nicht nur um den Mutterinstinkt (Kritik hier lautet, wie klischeehaft, den Mutterinstinkt als alles schlagendes Ass darzustellen, andererseits hat Topher das eben so programmiert – und Whedon-Shows haben eine lange Geschichte merkwürdiger Mutter-Kind-Situation, siehe Darla und Connor, Cordelia und Jasmine etc.). Genau so im Mittelpunkt ist die Beziehung zwischen Paul und Echo, wobei Paul hier am Ende, nachdem er sich am Anfang versucht hat, in sie hineinzuversetzen, in dem er sich selbst in den Stuhl setzte (und Topher ihn darauf hinwies, dass er all das eben nicht mit Ballards Gehirn anstellen könnte, solange dieser kein Active ist – die dividing line zwischen Paul und Echo wird konkret gezogen), den großen Fehler macht, für ein paar Minuten anzubieten, Echo zu verraten (und verwendet sogar das Verb „Fix“, als ob Echos Bewusstsein reparaturbedürftig wäre), damit diese ihre Bürde nicht mehr tragen muss. Das ist eine Transgression, die eigentlich gegen alles gehen müsste, was er bis jetzt geglaubt hat, aber Paul will eben immer noch der große Retter sein, der das hilflose Mädchen befreit (sie HILFT ihm bloß), und hat noch nicht verstanden, das Echo selbst an ihrer Befreiung arbeitet, und nichts wertvolleres hat, als ihr Bewusstsein.
“Not remember, feel. I was married. I felt love. And pain, fear...it’s not pretend for me. They made me love my little boy, and then they took him away. They make it so real, every time they make it so real. Why do they to that?”

“I know you wanna help me bring down the Dollhouse, but maybe it’s too much. I can do that on my own. I promise I’ll get you out, I’ll get all of you out. If you want I’ll tell Topher what’s going on with you, and he can fix it. He’ll come up with a way to wipe you and you won’t remember a thing. You won’t have to feel sad anymore.

“Feeling nothing would be worse. That would be like before. Asleep. I’m awake now. I don’t wanna go back to sleep.“

Subtil führt die Folge Paul zu diesem Punkt, als eine alte Bekannte wieder auftaucht. Madeline, previously known as November (oder Mellie, für Paul), wird von Adelle besucht. Das es in „Dollhouse“ immer um die Machtbeziehungen der einzelnen Charakter geht, ist klar, aber selten hatte Adelle bis jetzt einen Gegenüber, der ihr auf gleicher Augenhöhe begegnen konnte (Boyd prophezeit das mit „I am very tall“ gegenüber Whiskey letzte Woche, aber gesehen haben wir diese Konfrontation noch nicht). Madeline fürchtet das Dollhouse, da sie immer noch Angst hat, ihr neues Leben („Strange. I never thought I’d be among the idle rich.“) könnte ihr weggenommen werden (weswegen sie nicht zu den check-ups kommt). Andererseits muss Adelle vorsichtig sein, da Madeline mit ihren fünf Millionen Dollar natürlich die Macht hat, das Dollhouse auffliegen zu lassen (kaum zu glauben, dass sich das Dollhouse nicht irgendwie absichert – aber vielleicht kommt das ja noch). Oberflächlich, in der Inszenierung und der Ästhetisierung der Szene, ist das ein Zusammentreffen zweier (reicher) Freundinnen, die Tee trinken und Gerüchte austauschen – aber unter der Oberfläche passiert viel mehr. Letztendlich hat Adelle immer noch die besseren Karten („I won’t take no for an answer“), aber wer weiß, ob sich Madeline nicht ihrerseits schon längst abgesichert hat.
Im check-up Gespräch mit Topher wird erstens nochmal klargemacht, dass Topher die Actives, auch die ehemaligen, immer noch als Maschinen sieht, die er programmiert („clean bill of health. Factory new and not a scratch on you, as promised. We should put you on the recruiting DVD.“), denen er mal eben “apps” anbieten kann. Als Echo in den imprinting room gebracht wird, mirrored ihr Zustand den von Madeline (sie wollte ihr totes Kind vergessen), als sie zum Active wurde.
Im Dialog zwischen Madeline und Paul wird klar, dass er nicht wirklich versteht, was mit Echo passiert, auch wenn er in der ersten Szene versucht hat, sich in sie hineinzuversetzen.
„To be clear, nobody took anybody’s baby, she is an Active, like you used to be, it is all pretend“

“Is it always like that?

“Like what?”

“She really believed someone took her child, heart and soul.”

“Like I said: It wasn’t real”

“But it was for her. All that emotion, all that pain.”
“I go to sleep for five years, I woke up without pain” – Madeline eröffnet Paul die Perspektive, dass das Dollhouse für manche funktioniert – die große Lüge, die gleich in der nächsten Szene, in der Topher Erlösung per Wipe verspricht, demontiert wird.

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