Tuesday 28 October 2008

Brick

Die Konventionen des High School Films, von Heathers über Clueless bis American Pie, sind nichts weiter als eine bestimmte Klischeevorstellung die so lange wiederaufgewärmt wurde, bis wir sie als wahr akzeptiert haben, als Überzeichnung, die aber trotzdem authentisch ist. Tatsächlich ist High School gleichzeitig viel langweiliger und emotional aufgeladenerer, als es eine Komödie jemals wirklich erfassen könnte.
Rian Johnsons Brick beweist, dass es ebenso gut ganz anders sein könnte. Statt der altbekannten Darstellungsmuster von Gruppenbildung, Beziehungen, Drama, nimmt er das ebenso formal strenge Korsett der detective novel (Dashiell Hammett) bzw. des Film Noir und erzählt die Geschichte eines Verbrechens - im sozialen Milieu einer High School.
Der einsame, tragische Held ist Brendan Frye (Joseph Gordon-Levitt) - mit Stirnfransen über die Augen, einer breiten Brille und altersmäßig nicht einordenbarer Kleidung, einer unerschütterbaren Körperhaltung, der Fels in der Brandung. Am Anfang des Films findet er eine Nachricht in seinem Spind - ein Treffpunkt. Er erhält an einer Straßenecke einen panischen Telefonanruf einer Freundin, Emily (Emilie de Ravin). Einige Tage später findet er sie tot in einem Kanal.
Brendan hat alles, was zu einem klassischen Film-Noir-Detektiv gehört: eine nie wirklich ganz erklärte, verruchte Vergangenheit (offenbar war er mal ein Dealer, ist aber ausgestiegen), er ist, bis auf sein "Brain" (Matt O'Leary) absolut alleine und isst Lunch lieber außerhalb als in der Cafeteria. Er beschließt, den Mord zu untersuchen, und dringt durch geschickte Taktik in die Drogenszene der Schule ein - nur dass selbst der Pin, der oberste Boss (Lukas Haas) immer noch bei seiner Mutter wohnt und sein Drogenloch im heimischen Keller hat.
Auf dem Weg zur Aufklärung des Verbrechens watet Brendan durch den Drogensumpf, sein Gesicht wird durch Schlägereien verunstaltet, es geht immer darum, wer am Ende die bessere Taktik hat, verschiedene Gegner gegeneinander auszuspielen. Unter anderem trifft Brendan Laura (Nora Zehetner) die ganz im Geiste der geheimnisvollen und undurchschaubaren Frauen dargestellt wird, welche den Helden in der Unterwelt über den Weg laufen.
Brick spielt die Konventionen perfekt aus, ohne dass der Film jemals eine Parodie dessen wird, was er darzustellen versucht - die Analogie zwischen High School und verruchter Unterwelt a la Chinatown funktioniert perfekt, weil sie nicht so weit hergeholt ist, und bis zum Ende perfekt durchgehalten wird ("who is he eating luch with" zur sozialen Verortung oder zur Nachzeichnung eines Aufstiegs oder Abstiegs) - die in jedem Film des Genres vorhandenen tiefen Linien zwischen verschiedenen sozialen Gruppen werden viel konsequenter gezogen, so werden daraus wirkliche Subkulturen, geschlossene Gesellschaften.

2006. Regie & Drehbuch: Rian Johnson, mit Joseph Gordon-Levitt, Lukas Haas, Matt O'Leary, Nora Zehetner, Emilie De Ravin, Meagan Good, Noah Fleiss, Noah Segan, Richard Roundtree. Als DVD erhältlich.

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